Rezensionen

Jochen Faulhammer   B|A|S|S|

Rezensionen

  • Georg Philipp Telemann | Lukaspassion | Martinskirche, Kassel

    HNA – 2.4.2019


    … Die Partie des Jesus leuchtete Jochen Faulhammer mit sonor strahlendem Bass aus. Seine furiose, mitreißende Soloarie „Ihr werdet mich sehen mit feurigen Flammen“ unter lodernder, mitziehender Begleitung zählte zu den Höhepunkten. …

  • Gedenken an Kriege | Kreuzkirche, Kassel

    HNA – 7.12.2018


    Kriegsgedenken aus vielen Perspektiven

    „Nur im Wind weht der Mohn“: Ein anregender Abend in der Kreuzkirche


    Das diesjährige Gedenken an Kriege (1618: Beginn Dreißigjähriger Krieg, 1918: Ende Erster Weltkrieg)kann theoretisch, historisch-belehrend oder auch indirektkünstlerisch angegangen werden. Den assoziativen, gedankenöffnenden Zugang wählte Jochen Faulhammer für die Veranstaltung unter dem Titel „Nur im Wind weht der Mohn“ am Mittwochabend in der Kreuzkirche. Die gut 50 Besucher bekamen eine überaus vielfältige „Komposition“ aus Vortrag, Lesung, Musik und Film geboten. Am Beginn standen „Gedanken“ der Traumapädagogin Christine Kuhn, was sich eher als horizonterweiternder Vortrag zum Thema „Traumata“ herausstellte. In einer Viertelstunde schlug die Referentin einen weiten Bogen von den „Kriegsenkeln“ der Jahrgänge 1960 bis 1975 über Stasiverfolgte bis hin zu den negativen Erscheinungen des digitalen Zeitalters. Ein wenig klang dies so, als sei alle Welt von Traumata verfolgt und müsse geheilt werden. Ein abstrakter, mit beruhigenden Farben arbeitender Film von Andreas Kuhn, der der Gewalt der schrecklichen Bilder aus den Medien Positives entgegensetzen möchte, kam hinzu. Die Musik der kurztaktigen Programmfolge bestritten Jochen Faulhammer als Sänger, Organist und Rezitator, Christine Weghoff an Klavier und Orgel sowie Olaf Pyras mit Schlagzeugimprovisationen. Es gab überwiegend Werke aus dem kriegsgesättigten 20. Jahrhundert zu hören: Lieder und Orgelstücke von Paul Dessau, Kurt Weill, Charles Ives, Lili Boulanger und anderen. Höchst eindrucksvoll auch Kriegserinnerungen von Heinrich Weghoff (Christine Weghoffs Großvater), der die Jahre von 1914 bis 1920 in Frankreich verbrachte, erst an der Front, dann im Gefangenenlager. Die schlicht formulierten, Distanz vortäuschenden Erzählungen – oft ersetzte er „ich“ durch „man“ – boten einen starken Kontrast zu den musikalischen Kunstwerken. Dies taten auch zwei von Faulhammer zu Kleindramen gestalteten grotesken Gedichte von Hugo Ball.

  • Konzert mit Werken von Joseph Martin Kraus und Franz Joseph Haydn | Kreuzkirche, Kassel

    HNA – 20.11.2018


    Frisches Komponisten-DuoKonzert 

    mit Werken von Joseph Martin Kraus und Joseph Haydn und in der Kreuzkirche


    Joseph Martin Kraus und Joseph Haydn hießen die Komponisten am Sonntag in der Kreuzkirche. Rund 400 Konzertbesucher erlebten eine gleichermaßen außergewöhnliche wie schlüssige Kombination: Kraus ist heute nur fortgeschrittenen Klassik-Hörern bekannt, für Haydn war er indes „eines der größten Genies, die ich gekannt habe“. Dirigent Jochen Faulhammer und das Kammerorchester Accompagnato überzeugten mit der (vermutlichen) Kasseler Premiere von Kraus’ 1783 in Rom entstandener Sinfonie Es-Dur – eine schwungvolle, akzentuierte Aufführung. Dank seiner unkonventionellen Ausdrucksstärke wird Kraus häufig mit der literarischen Strömung des Sturm und Drang in Verbindung gebracht. Die italienische Sinfonie kennt durchaus Wehmut, zumal im langsamen Moll-Satz mit Oboensolo, insgesamt kommt sie jedoch sonnig und munter daher. Ebenso frisch klang Haydns „Missa in tempore belli“, die den populären Namen „Paukenmesse“ trägt. Die 1796 komponierte „Messe in Kriegszeit“ stammt aus einer Zeit der Konflikte zwischen dem revo-lutionären Frankreich und Monarchien wie Haydns Heimat Österreich. Im „Agnus Dei “lässt der Klassiker die Pauken (hier: Christoph Kott) den französischen Armeepaukenwirbel zitieren, was die Schlussbitte um Frieden umso dringlicher erscheinen lässt. Es ist ein sympathisch buntes Werk, reicht die Bandbreite doch von schmerzlichen Harmonien bis zu der für Haydn so typischen Fröhlichkeit. Jochen Faulhammer animierte die Kantorei der Kreuzkirche und das Orchester zu einer belebten, dynamischen Wiedergabe. Kontraste wurden nicht geglättet, alle Ausführenden waren mit viel Einsatz beim Musizieren. So auch die überzeugenden Solisten Anna Palupski (Sopran), Anna Werle (Alt), Rolf Sostmann (Tenor) und – besonders hervorzuheben – Ilyeol Park (Bass), der im „Qui tollis“ im Duett mit dem Solocello ein gefühlvoll-sonores Solo hatte. Lang anhaltender Schlussbeifall.

  • Wolfgang Amadeus Mozart, c-Moll-Messe | Joseph Martin Kraus, Sinfonie in c-Moll | Kreuzkirche, Kassel

    HNA – 28.3.2017


    Mut und Fantasie 

    Mozart und Kraus in der Kreuzkirche



    Mut und Fantasie darf man Jochen Faulhammer attestieren. Nicht nur, dass er in der Musikszene viele Plätze hervorragend ausfüllt, sondern er weckt auch manchen Komponisten oder manches Werk aus dem Tiefschlaf. So auch am Sonntag in der sehr gut besetzten Kreuzkirche die Sinfonie in c-Moll von Joseph Martin Kraus (1756-1792) neben der großen c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Zur Realisierung dieser beiden Werke standen ihm ein regionales Solistenquartett, das Göttinger Barockorchester und „seine“ Kantorei zu Verfügung, gute Voraussetzungen für eingelungenes Konzert. So geriet die Kraus-Sinfonie im barocken Klangbild zu einer erfrischenden Einleitung für die Mozart-Messe, die Faulhammer in einer Fassung ohne die fehlenden Teile (Credo, Agnus Dei) spielte. Das Göttinger Barockorchester war auch in der Messe ein wunderbarer Begleiter. Viel Musikalität verlangt Mozart vom Chor, vom ergreifenden Kyrie bis zur achtstimmigen Osanna-Fuge, dazu bewegliche Dynamik und sichere Einsätze. Von den Solisten hatte die Sopranistin Anna Palupski solistische Einsätze, die ihren ganzen Stimmumfang forderten, hervorzuheben das „Incarnatus“ zusammen mit den Holzbläsern. Natasha Pandazieva (Mezzosopran), Florian Brauer (Tenor) und Alexander Reisewitz (Bass) ergänzten das Quartett zu einem wohlklingenden Ensemble. Lang anhaltender Beifall war der Dank für eine sehr gelungene Aufführung.

  • Nordhessische "Schangsongs" | Kassel

    HNA – 23.2.2016


    Ahle Worscht und blaue Straßenbahnen

    Jochen Faulhammer und Christine Weghoff begeisterten mit nordhessischen „Schangsongs“


    „Sinne Ahle“ war ihm verloren gegangen. Schlank und rosig, dabei doch rund und stets wohl duftend - Jochen Faulhammer beklagte singend den Verlust und flehte um Unterstützung, bis er ein paar Strophen weiter das Objekt seiner Sehnsucht wiederfand. Die „Ahle Worscht“ hing in der Räucherkammer. Einen tiefen Einblick in die nordhessische Seele gaben der Bass-Bariton Jochen Faulhammer und Christine Weghoff am Akkordeon mit ihrem Liederprogramm in der voll besetzten Kapelle am Stockweg. Unter dem Titel „Momendemoh!“ präsentierte das Duo „nordhessische Schangsongs vom Feinsten“. Faulhammer, vielen bekannt als Kirchenmusiker und Leiter der Kantorei der Kreuzkirche, zeigte einmal mehr sein breit gefächertes musikalisches Talent, ergänzt durch ausgeprägte schauspielerische Fähigkeiten. Die Musiker unterhielten das Publikum eine gute Stunde lang mit anekdotischen Stücken, die sich mit den „wirklich wichtigen Dingen im Leben“ befassen. Faulhammer moderierte locker in bester„nochthessischer Mundarcht“, stellte das Volk der Nordhessen im Allgemeinen und seine Liebe zum Essen im Besonderen vor. Er sang vom Gespenst auf dem Zwehrener Friedhof („modderseelenallein“) und vom Königsplatz, der ihn zu „echt sentimentalen Liedern“ inspiriere. Im langsamen Walzerrhythmus schwärmte er von blauen Straßenbahnen, die unter den Platanen „tragen meine Träume fort“. Musikalisch machten die Musiker genreübergreifend Anleihen, von Mozart-Arien bis hin zum Swing. Christine Weghoff sorgte am Akkordeon für eine solide musikalische Grundlage und passende Stimmungsbilder. Den Refrain von „Mäh sin doch au wer“ sang das Publikum auf die Melodie von Sinatras „My Way“ begeistert mit. Zwei Zugaben waren der Dank für den stürmischen Applaus.


  • Chansonabend in der Gudensberger Synagoge

    HNA – 12.1.2016


    Hintergründiger Spaß 

    Unterhaltsamer Chansonabend zum Programmauftakt in der Gudensberger Synagoge


    Das Kulturhaus Synagoge war voll besetzt zum Auftakt des Veranstaltungsprogramms 2016 in Gudensberg. Am Sonntagabend traten die beiden Gudensberger Musiker Christine Weghoff und Jochen Faulhammer auf. Sie widmeten sich in ihrem gut einstündigen Neujahrskonzert vorrangig dem alten Chanson. Lieder und Texte mit spaßigen und auch mit tiefgründigem Inhalt trug Sänger Faulhammer leidenschaftlich vor. Christine Weghoff begleitete seine Vorträge am Flügel. Von Liebessachen, „dreiviertel nackt im zweiviertel Takt“, von den Versuchungen in Nachbars Garten - und damit waren nicht nur süße, rote Kirschen gemeint - und von den weiblichen und männlichen Reizen wurde berichtet. Zwischendurch zitierte Faulhammer unter anderem Ernst Busch und Kurt Tucholsky, reiste musikalisch von Paris bis zu den Fiji-Inseln und schaute noch in der Bar „Zum Krokodil am Nil“ vorbei. Auch die „Moritat von Mackie Messer“ aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper durfte nicht fehlen und trug dazu bei, dass die beiden Musiker den Gästen einen unterhaltsamen Abend bescherten. Viel Applaus gab es am Ende des gelungenen Konzertes „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ für die Künstler, und das Publikum wünschte sich noch eine Zugabe. Die bekam es. Mit dem Stück „Ich stehe im Regen und warte auf dich“ von Ralph Benatzky verabschiedeten sich Christine Weghoff und Jochen Faulhammer von ihrem Publikum in der Synagoge. 

  • Johann Sebastian Bach | Johannespassion | Jakobikirche, Rotenburg

    HNA – 1.4.2015


    … , sondern auch als ein sängerisch geschickter und gefühlsmäßig beteiligter. Nicht anders Jochen Faulhammer (Bass) mit einer gesanglich und sprachlich präzisen, kompakten, hoheitsvollen, schon ein wenig distanzierten Ausformung der Christuspartie, wie sie dem Johannestext entspricht. …

Share by: